Darf man überall ankern?

Kartenzeichen Ankerverbot

Ankerverbot

Kommen wir zum Ankern und da möchte ich gleich die vorhin gestellte Frage beantworten, wo man das darf und wo nicht. Zum Einen sind Ankerverbote auf den amtlichen Seekarten eingezeichnet, aber leider nicht alle – in Buchten, wo ein Unterwasserkabel an Land mündet und das an Land auch mit einem verkehrten Anker auf einem Betonblock gekennzeichnet ist, findet man auf der Karte ebenfalls eine Ankerverbots-Kennzeichnung in Form von einem 2x durchgestrichenen Anker in lila Farbe. Bojenfelder, wo man ebenso nicht ankern darf, sind hingegen auf den Seekarten nicht eingetragen.

Hier braucht man als Skipper/in zusätzlich nautische Literatur, welche wir an dieser Stelle für Kroatien mit dem Werk von Karl-Heinz Beständig, die 888 Häfen & Buchten, empfehlen möchten. Sie können diesen Revierführer übrigens auch im Onlineshop von Sailornet Austria unter https://www.sailorshop.at/ bestellen. Der Autor gibt in diesem außerordentlich praktischen Heft nicht nur Tipps für gute und weniger gute Schutzwinkel, sondern auch Auskunft über Bojenfelder, Tankmöglichkeiten, Marinas, Konobas (Gasthäuser) sowie vieles mehr!


Was ist guter Ankergrund?

Will man in einer Bucht ankern, sollte man sich zuallererst über die örtliche Grundbeschaffenheit informieren, ob diese überhaupt ein sicheres Ankern ermöglicht. Bietet das Plätzchen nur Fels- oder Steingrund, sind Ankerversuche ebenso zwecklos, wie bei Kies- oder Schlammgrund – das Grundeisen wird keinen Halt finden. Optimal hingegen ist ein Sandgrund, wo der Anker sich schön fest eingraben kann. Man sollte dabei jedoch darauf achten, dass sich am Ankergrund nicht auch Seegras befindet, denn dieses ökologisch wertvolle Gewächs sollte man tunlichst nicht mit einem Anker zerstören! Dies ist übrigens auch mit ein Grund, warum es in Kroatien immer mehr Bojenfelder gibt.


Die Länge macht den Unterschied!

Kettenlänge beim Ankern

Kettenlänge beim Ankern

Apropos Halt – die meisten Lehrbücher empfehlen als Länge der auszulegenden Ankerkette die 3x-ige Wassertiefe – bei 10m Tiefe, also 30 Meter Kette zu geben. Dies sollte man als Mindestmaß betrachten, denn je mehr Kette, desto besser ist der Halt! Der Grund ist ganz einfach – je mehr Kette, desto spitzer (flacher) ist der Winkel vom Anker bis zum Schiff. Dies verringert den vertikalen Zug auf den Anker letztlich auch durch das Mehrgewicht an Kette, was bei Wellengang durchaus einen großen Unterschied ausmachen kann!

Wir empfehlen daher, nach Möglichkeit die 5-fache Wassertiefe – also bei 10m Wassertiefe, 50m Kette zu geben.


Der Anker hält einfach nicht...

Bootsfahr-Anfänger sieht man dabei oft am Verzweifeln, weil das Ankermanöver nicht und nicht gelingen will. Was aber in der Regel viel weniger an der mangelnden Erfahrung des Skippers / der Skipperin liegt, sondern schlicht und einfach daran, dass jedes Ankermanöver auch ein Stückchen Glück voraussetzt. Denn man hat beim Runterlassen des Ankers so gut wie keinen Einfluß darauf, wie das Eisen unten am Grund ankommt. Kommt es z.B. „am Rücken“ zu liegen, kann es sich nicht im Boden eingraben und bietet somit natürlich auch keinen Halt.

Dann heißt es halt wieder Anker hoch und das Manöver von Neuem beginnen. Bei Neulingen kommt dabei öfter Scham auf, welcher jedoch absolut unbegründet ist! Beim Ankern ist das absolut Wichtigste, dass sich das Gerät verlässlich eingegraben hat und guten Halt gewährt. Ob das Manöver beim ersten, oder erst beim zehnten Mal endgültig geglückt ist, ist völlig ohne Belang.


...muß er aber unbedingt!

Gestrandet

Hier hat der Anker wohl nicht gehalten...

Auch wenn die Freude über das schlussendlich geklappte Ankermanöver groß ist, sollte man keinesfalls gleich zum gemütlichen Teil übergehen. Es empfiehlt sich unbedingt, dass man das Geschehen am Ankerplatz noch einige Zeit sehr genau beobachtet, denn nicht selten kommt es vor, dass sich der Anker wieder löst, weil halt nur schlecht eingegraben, oder der Boden an der Stelle zu locker für guten Halt ist.

Speziell wenn man länger am Ort verbleiben will und vor allem über Nacht, sollte man sich von der Sicherheit überzeugen! Apropos Nacht – ist man vom Liegeplatz nicht 100% überzeugt und/oder kündigt der Wetterbericht andere Windgegebenheiten und/oder -richtungen an, sollte man auf jeden Fall auch Ankerwachen über Nacht schieben!


Schwoj-Radius beachten!

Schwojen

Schwojen

Absolut wichtig ist beim Ankern (übrigens auch beim Festmachen an einer Boje), dass man ausreichend Platz hat, sich um 360° um den Anker (bei der Boje um den Betonblock) herum drehen zu können. Dieses Drehen nennt man in der Fachsprache übrigens Schwojen und den Radius den s.g. Schwoj-Radius. Es muß dabei sichergestellt sein, dass man sich beim Drehen keinem Hindernis wie etwa einem Unterwasserfelsen, dem Land oder einem benachbart ankernden Boot gefährlich nähert.

Ist aufgrund der topographischen Lage gefahrloses Schwojen nicht möglich, weil etwa die Bucht zu eng dazu, dann kann man sich mit s.g. Landfesten behelfen. Man ankert dabei ganz normal, jedoch relativ nahe zum Land, und bringt dann Leinen von den beiden Klampen back- & steuerbords am Heck des Schiffes zum Land aus, wo diese an geeigneter Stelle befestigt werden.

Durch diese „Dreipunkt-Befestigung“ kommt es nicht zum Schwojen und man liegt sehr sicher. Optimalerweise sollten die Landleinen aber nicht an Land fix festgebunden werden, sondern vom Boot an Land und wieder zurück an Bord geführt werden. Man hängt dann auf s.g. Slip, was den wesentlichen Vorteil hat, dass man, wenn man den Liegeplatz schnell verlassen muß, einfach die Landbefestigung vom Schiff aus mittels einfachen Einholen der Leinen wieder lösen kann.


Landfesten - wo anbringen?

Poller

Ideal - ein Poller!

Gut überlegen sollte man sich dabei, woran man sich an Land festhält – bestens geeignet dazu sind natürlich Poller oder etwa Metallringe, die in Felsen einbetoniert wurden (beides findet man ab und zu auch in Buchten). Ganz schlecht hingegen sind Felsen direkt, da durch die scharfen Kanten des Steins die Leinen freilich sehr schnell durchgescheuert sind.

Anbieten würden sich natürlich auch Bäume, aber auch hier ist Vorsicht angebracht – handelt es sich dabei etwa um einen Olivenbaum, kann dessen Besitzer dies (zu Recht) als Boshaftigkeit auffassen und im Gegenzug ebenfalls boshafte Handlungen setzen…

Natürlich kann man sich auch bei der Nutzung eines Pollers oder Metallrings Ärger mit dem Besitzer einhandeln. Hier sollte man sich immer überlegen, warum diese gerade da vorhanden sind – befindet sich in der Bucht ein Gasthaus, kann es gut sein, dass der Wirt die Poller oder Ringe für seine Gäste montiert hat, damit diese einen ruhigen Aufenthalt in seiner Gastwirtschaft genießen können.

Geht man dann aber nicht zum Gastronomen für sein Abendmahl und kocht stattdessen lieber selbst an Bord, ist der Ärger schon vorprogrammiert! Und in Buchten, wo neben den Festmachermöglichkeiten nur private Gebäude stehen, liegt die Vermutung nahe, dass die Hauseigentümer diese nur für den Eigenbedarf geschaffen, und an Touristen eher wenig Interesse haben…


Braucht man fürs Beiboot auch ein Küstenpatent?

Muster Boat Skipper B

Bootsführerschein auch fürs Beiboot!


Ein Wort noch zum Landgang, der natürlich einfach dazu gehört, wenn man wo vor Anker liegt oder an einer Boje hängt. Bedenken Sie bitte, dass man auch für die Nutzung eines motorisierten Beibootes ein Küstenpatent, also einen Skipperschein benötigt!

Selbst wenn der Beibootmotor auch nur 2 PS hat – es gibt in Kroatien keinen führerscheinfreien Bootsmotor und sogar für kleine Elektromotoren muß man in Besitz eines gültigen Bootsscheines sein. Selbstverständlich gilt gleiches auch für die heute so beliebten Jetskis!




Foto Ankerverbot

Ankerverbot


888 Häfen & Buchten

888 Häfen & Buchten


Gischt

Bei solchem Wellengang
gut freihalten vom Ufer!


Revierführer Kroatische Adria

Revierführer
Kroatische Adria


Praxistraining

Skippertraining

Wer zwar einen Bootsschein hat, aber noch keine Praxis, sollte unbedingt ein Praxistraining absolvieren! Wir bieten solche Skippertrainings für Segelyachten, Katamarane und Motoryachten immer im Frühjahr und Herbst an.


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